Wissen und Spüren

Während einer Feldenkrais Stunde mit einer jungen Frau beschäftigten wir uns damit, wie sie ihrem Rücken besser einsetzen konnte, um ihr Tennisspiel zu verbessern.

Dabei spürte ich, wie ihr Rücken jedesmal fest wurde, wenn ihre Wirbelsäule sich bis zu einem bestimmten Maß aufrichtete und die Bewegung an dieser Stelle stoppte. Sie schien nicht in der Lage zu sein ihren Rücken weiter durchzubiegen. Da ich nicht erkennen konnte, was an dieser Stelle passierte, fragte ich sie, was sie dort spüre.

In dem Gespräch, das sich daraus entwickelte, erklärte sie mir, dass sie vermeiden wollte ein Hohlkreuz zu machen. Im Fernsehen hatte ein Medizin-Professor erklärt, dass man dabei Rückenschmerzen bekommen kann. Da sie früher längere Zeit welche gehabt hatte, wollte sie das vermeiden und hatte für sich beschlossen „nicht ins Hohlkreuz“ zu gehen.

Aus ihren Bewegungen merkte ich, dass in ihrer Vorstellung ein „Hohlkreuz“ schon begann, bevor ihr Rücken sich ganz aufgerichtet hatte. Und da sie es „richtig“ machen wollte, erschien ihr eine langgestreckte Biegung der Wirbelsäule, aus der z.B. auch die Federkraft für den Schwung des Tennisschlägers kommt, zunächst gefährlich. Sie hatte keine Erfahrung, wie weit die Bewegung für sie sicher war.

Erst mit der Zeit entwickelte sie durch vorsichtiges Ausprobieren und Hinspüren in ihren Körper mehr und mehr Vertrauen und inneres Wissen für sich, wie weit eine Bewegung für sie angemessen war und wann nicht.

Nachdem sie mit den Feldenkrais Stunden aufgehört hatte, erzählte mir ihre Mutter später, dass ihre Tochter nach diesen Stunden viel selbstbewußter geworden sei.

F.M. Alexander, der die Alexander Technik entwickelte, sagte einmal sinngemäß „Wir wollen immer alles richtig machen, aber die wenigsten Leute fragen sich, ob ihre Vorstellung von „richtig“ auch geeignet ist, für das was sie erreichen wollen.“